25. September 2014

Throwback 01 Wie ich mir den Fuß brach

1999
Es waren Herbstferien. Da gingen Reitstunden auch vormittags. Also fuhr mich meine Mutter an den Hof.
Mein Pferd stand schon gesattelt und an der Longe in der kleinen Reithalle. Hier wurde immer nur longiert. Eines Tages würde ich aber in der großen Halle reiten. Am Zügel, nicht an der Longe. Dachte ich.
Die kleine Reithalle bot wirklich nur Platz um ein Pferd im Kreis laufen zulassen. Der restliche Platz wurde als Lager für Strohballen genutzt, was wahrscheinlich meine Rettung sein sollte.
"Graffiti" hieß das Pferd und es war mir von den 3 Pferden, die ich bisher "geritten" war, das unliebste. Nicht, weil er scheute, wenn Autos auf den Hof fuhren, sondern weil die verschiedenen Gangarten einfach super unbequem auf ihm waren.
Ich stieg auf und los gingen die 30 Minuten reiten.
Meine Reitlehrerin frühstückte nebenher. Kaffeebecher und Zeitung hatte sie in eine Hand geklemmt. In der anderen Brötchen und die Longe.
Eine Weile später, legte sie Becher und Zeitung zur Seite, nahm die Peitsche auf und ließ uns nun etwas schneller laufen.
Zumindest so lang, bis ein Windstoß die Zeitung aufwirbelte. Direkt vor dem Pferd.
Graffiti stieg und wieso auch immer, schaffte ich es mich auf dem Pferd zu halten. Er galoppierte buckelnd los, stieg wieder. Dieses Mal landete ich auf dem Boden.
Das Pferd galoppierte weiter. Stieg, wechselte die Richtung. Die donnernden Hufe, knapp an mir vorbei. Ich zog mich zwischen die Strohballen und wartete so lang bis das Pferd sich langsam aber sicher beruhigt hatte und 3 Leute herbei geeilt kamen.
Ein Mann, keine Ahnung wie der zum Stall gehörte, zog mich hoch. Ich versuchte einen Schritt zumachen und kippte um. Ich wurde wieder hochgezogen. Ich hatte fürchterliche Schmerzen und konnte nicht mal stehen. Nachdem ich mich bei dem nächsten Laufversuch wieder hinlegte, ahnten wir alle, dass da wohl etwas nicht stimmte.
Der Mann schnappte mich und trug mich zum Auto meiner Mutter.
Ich weiß nicht mehr, wie die mich zu meinen Hausarzt reinschleppte. Laufen konnte ich nicht und bezweifel, dass sie mich mit meinen 8 Jahren noch tragen konnte.
Wie auch immer...
Meine Mutter hoffte, dass es doch etwas Harmloses war und verfrachtete mich also zu meinem Hausarzt. Dank der Schmerzen, dem Schock und der Panik, dass ich plötzlich nicht mehr Laufen konnte, heulte ich Rotz und Wasser.
"Wir müssen Röntgen", sagte der Arzt und ich wurde panischer. Ich wurde noch nie geröntgt und was geschah hier überhaupt ?
Ich kam in einen Raum, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Es war neu, es fremd, ich hatte Angst und schrie wie am Spieß.
"Du konntest mich eh noch nie leiden", meinte der Arzt, den ich eigentlich immer mochte während er mich auf eine Liege packte und mir einen Bleikittel überwarf.
"Angebrochen. Gehen Sie ins Krankenhaus. Das Röntgengerät is auch schon uralt."
Also Krankenhaus. Vor denen hatte ich schon immer panische Angst. Meine Mutter musste mir 1000 Mal versprechen, dass ich nicht dort bleiben musste. Sie versprach es, Konnte es aber nicht halten.
"Das Sprunggelenk ist von beiden Seiten durchgebrochen."
Ja. Beidseitig durchgebrochen und angebrochen ist ja auch nur ein kleiner Unterschied.
In meiner Panik verlor ich meine Scheu vor anderen Menschen und versuchte den Arzt davon zu überzeugen, mich Heim gehen zu lassen. Ich würde auch pünktlich morgen zum OP Termin erscheinen, nur bitte lasst mich Heim.
"Nur 3-4 Tage", sagte der Arzt, "Morgen wirste operiert, dann bleibst du noch einen Tag da und dann kannst du Heim."
Aus den 3-4 Tagen, wurden übrigens 3 1/2 Wochen.
Von den Besitzern des Reitstalls und der Reitlehrerin habe ich nie wieder irgendwas gehört.


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